„Warum bin ich ich?“, eine Frage, die sich schon Kinder aller Epochen immer wieder gestellt haben und noch stellen. Professor Dr. Wolfgang Meisenheimer versuchte sich bei der Vernissage im „Kultur Forum Europa“ in Jakobwüllesheim der Antwort philosophisch zu nähern.
„Die Kunst“, erklärte der Referent, „versucht immer wieder, das Ich zu erklären und es fest auf Leinwand zu bannen, am besten für die Ewigkeit.“ Dieser Aufgabe haben sich im KFE-Atelier Beata Obst und Christian Bauer gestellt. Die Ergebnisse sind beeindruckend bis überraschend, was nicht ausbleibt, wenn Künstler ihr eigenes Ich als Thema haben.
Betritt der Kunstinteressierte das Atelier, begegnen ihm zwei unterschiedliche Welten. Auf großformatigen Gemälden zeigt die introvertierte Künstlerin (Sie charakterisiert sich auch selbst so) sich selbst. Sie hat beide Hände vor das Gesicht geschlagen, um sich in der Versenkung fragen zu können: Wer bin ich? Auf nahezu allen Bildern zeigt sie ihr Gesicht nicht, kauert in Meditation versunken oder lässt den Betrachter nicht in seine Seele schauen, denn riesige grüne Brillengläser verbergen ihre Augen, die „Fenster zur Seele“.
Die gebürtige Polin, die zurzeit in einem großen Atelierhaus in Köln arbeitet, trägt auf die Leinwand deckende Vinylfarbe auf. Auf der getrockneten Fläche kann dann mit dem Lieblingsmaterial Öl gearbeitet werden — die Wirkung: Gemalt wie fotografiert. Warum Beata Obst malt? Kurze präzise Antwort: „Ich kann nicht anders!“
Auf der gegenüberliegenden Wand hängen Arbeiten des Grafikers Christian Bauer, der seit zwei Jahrzehnten am KFE lehrt. Drei seiner Gemälde zeigen den Künstler selbst in Aktion, seine täglichen Aktivitäten. Acryl auf Leinwand. Mittelformatig präsentiert sich eine Serie von Bildern in Schwarz-Weiß. Die Figuren, alle Männer, sind mit Tusche und Bleistift, gezeichnet und gemalt. Die Männer sind kräftig, posieren, zeigen herausfordernd ihre Gesichter. Im Gegensatz zu seiner Kollegin bekennt Bauer seinen Hang zum Extrovertierten.
Die Bilder sind auf den ersten Blick eindeutig in ihrer Aussage. Auf den zweiten Blick jedoch scheint Geheimnisvolles durch, denn was sollen die vielen weißen Flächen, die kein Malwerkzeug berührt haben? „Ich überlasse es der Fantasie der Besucher, was sie in diese Leere hineindenken“, erläutert Christian Bauer.
Bruno Elberfeld
[Wikipaedia] Wolfgang Meisenheimer (* 25. Februar 1933 in Düren) ist ein deutscher Architekt, Hochschullehrer und Autor.
Meisenheimer, als Sohn des Rektors Josef Meisenheimer geboren, machte 1952 das Abitur am Naturwissenschaftlichen Gymnasium Düren. Von 1952 bis 1958 studierte er an der RWTH Aachen. Nach dem Diplom war er von 1959 bis 1961 Mitarbeiter von Hans Schwippert, bei dem er 1964 mit der Dissertation Der Raum der Architektur, Strukturen, Gestalten, Begriffe zum Doktor-Ingenieur promovierte. Seitdem ist er selbständiger Architekt in Düren. Von 1978 bis 1998 war er Professor an der Fachhochschule Düsseldorf für das Lehrgebiet Grundlagen des Entwerfens. Dort war er auch neun Jahre Dekan des Fachbereiches Architektur. Meisenheimer war Gründer der Zeitschrift ad und zehn Jahre Mitherausgeber der Zeitschrift Daidalos. Er fertigte wissenschaftliche Arbeiten zu Grundphänomenen der Architektur (insbesondere Raum- und Zeit-Strukturen). Hierzu hält er regelmäßig Seminare ab.
Wolfgang Meisenheimer ist Gründer und Leiter der Akademie des Deutschen Werkbundes Nordrhein-Westfalen. Er ist Mitglied des Ehrenvorstandes