Über momentane Emotionen

Villa Meixner: Auftakt der Ausstellung ‚something pink & yellow‘ mit Werken der in Polen geborenen Künstlerin Beata Obst

Mannheimer Morgen ·
Brühl ·
21.05.2012

Durch einen Kontakt zum Kulturforum Europa, das durch die Initiative von Hans-Dietrich Genscher ins Leben gerufen wurde, kam die neueste Ausstellung in der Villa Meixner zustande. Bürgermeister Dr. Ralf Göck wies in seiner Begrüssung darauf hin, dass dieser Kontakt seit einer Veranstaltung vor 20 Jahren nie abgerissen war. Das Kulturforum Europa hat sich zur Aufgabe gemacht, Toleranz und Pflege der verschiedenen europäischen Kulturen den Menschen zu vermitteln und lebendig zu erhalten. Dabei geht es ihnen nicht nur – wie hier – um produzierende Künstler, sondern auch um reproduzierende. Maler und Musiker, seien es nun Sänger oder Instrumentalisten, finden in diesem Forum Beachtung und werden gefördert.

Mit ‚something pink & yellow‘, so der hiesige Titel, wird die in Köln lebende, aber aus Polen stammende Malerin Beata Obst nun vorgestellt. Kein geringerer als der Präsident des Kulturforums, Dieter Topp, war denn auch nach Brühl gekommen, um die Laudatio zu halten und den Gästen den Zugang zu den Arbeiten von Obst zu erleichtern.

Farbliche Perioden wie bei Picasso

Wie Dieter Topp erläuterte, weicht der Werdegang von Beata Obst von denen westeuropäischer Künstler ab. Als Schülerin eines Kunst-Gymnasiums in Posen (Polen) führte ihr Weg zur weiterbildenden Hochschule. Viel Wert wurde hierbei auf handwerkliches Können gelegt, das sie an einem öffentlichen Raum unter Beweis stellen musste.

In Anlehnung der farblichen Perioden, wie etwa Pablo Picasso und seine blaue Periode ist es hier Pink, das allerdings nicht nur eine Variation der Farbe Rosa sein sollte, sondern als Ausdrucksmittel verwendet wurde. Obst malt in expressiven Neonfarben und beinahe fotorealistisch. Die Bewegungen eines Modells – mit der Videokamera verfolgt – hielt sie in Momentaufnahmen fest und übertrug sie in Öl auf Leinwand. Eine installierte Videoleinwand, die im unteren großen Saal steht, verdeutlicht ihre Vorgehensweise. So erzählen diese Bilder keine Geschichten, sondern sind einer vermeintlichen Geschichte entnommen. Die Handlungen des Modells legten momentane Emotionen frei, die sie dem Betrachter nachvollziehbar machen. Die Bilder sind ‚schön‘ – allerdings ohne der üblichen Anschauungsweise von ‚schön‘.

Schönheit liegt stets im Auge des Betrachters – und so ist es dem Einzelnen überlassen, sich von diesen Bildern angesprochen zu fühlen. Was dabei eben besonders ins Auge fällt, ist die Farbe Pink. Die erwähnten Neonfarben kommen im oberen Raum auf Bildern mit grünen Segmenten durch das Anstrahlen mit einer Neonröhre besonders stark zum Ausdruck. Die Röhren sorgen hierbei für einen interessanten Effekt des gesamten Sujets. Auf das augenfällige Pink verzichtete Obst bei den ‚Augenbildern‘ im Aufgang der Villa Meixner. Diese Augenbilder verleiten den Betrachter dann doch etwas zu ‚Geschichten‘. Die intensiven Augenpaare drücken starke Stimmungen und Gefühle aus. Man sollte seine Schritte also wieder einmal in die Villa lenken. Dass sich Dieter Topp an diesem Abend nicht nur der Malerei zuwandte, sondern auch der Musik, zeigte sein Interesse an den beiden Musikerinnen, die die Vernissage mit Darbietungen begeisterten. Charlotte Günther (Klavier) und die noch sehr junge Sopranistin Johanna Brandl erregten seine Aufmerksamkeit.

Sabine Sipos

[outdooractive] Die Villa Meixner stammt von 1899. Die Jugendstil-Villa wurde vom damaligen Bürgermeister Albert Eder errichtet, aber bereits 1906 an die Familie Meixner verkauft. 1956 kaufte die Gemeinde Brühl das Gebäude und nutzte es als Wohnhaus für sozial schwache Bürger. Im ersten Stock befand sich bis 1998 ein privates Jugendstil- und Art-Déco-Museum.