Nach dem Ausflug in das Aggressive Rückkehr zur Ruhe

Beata Obst stellt in der Galerie Bauer-Nieschalke aus. – Die Bilder von Beata Obst verleiten den Betrachter wegen ihrer erotischen Expressivität zu neuen Blickwinkeln auf das eigene Unterbewusstsein

Kölner Stadtanzeiger ·
Urbach ·
15.05.2003

Es sei eine auch in unserer heutigen Zeit noch mutige Geste, kommentierte ein Besucher die Ausstellung von Beata Obst in der Galerie Bauer-Nieschalke. Die Künstlerin zeigt hier neben älteren Arbeiten – expressive Porträts, in monochromem Silber – auch großformatige, in aggressivem Rot gehaltene Akte. In ihren jüngsten Arbeiten ist wieder eine Rückkehr zur Ruhe zu beobachten. Sie findet zurück zur Farbe „Grau“ und verlässt die expressive Gegenständlichkeit des nackten Körpers zugunsten einer beginnenden Abstraktion.

Es ist wahrscheinlich nicht die Nacktheit der dargestellten Männer und Frauen an sich, die den Besucher zu seiner Schwankung zwischen Bewunderung und Empörung provoziert hat. Beata Obst Akte sind in sich gespalten, einerseits von beinahe greifbarer, das Körperliche herausstellender Gegenständlichkeit, andererseits tragen ihre Figuren einen Gestus äußerster Abwehrhaltung. Die vor Leidenschaft vibrierenden Körper t ihren bizarren Gesichtszügen und surrealistisch prahlenden Brüsten sind erstarrt in unnatürlicher Haltung und schweben scheinbar schwerelos auf tiefrotem Bildgrund.

„Corpus“ nennt Beata Obst, die seit der Wende in Deutschland lebt, ihre bis zum 31. Mai dauernde Ausstellung. „Viele Bilder lassen einen nicht los durch die beharrliche Negierung jeglicher Deutlichkeit“, schreibt Jaromir Jankowski von der Deutschen Welle – wo Beata Obst 1999 Bilder ausgestellt hat – angesichts ihrer Ausstellung im Kultur-Forum Europa in Vettweiß bei Düren. „Ihre nackten, zerbrechlichen Körper sprechen essenzielle Wahrheiten über die Hilflosigkeit unserer zerbrechlichen Träume von der Vereinigung mit dem Geliebten. Wehe jenen, die glauben, die Liebe würde sich im Körperlichen erfüllen.“

Roland Schriefer