Der Versuch, die Zeit aufzulösen

Beata Obst setzt in ihrer Ausstellung 'Stroboscope' auf die Ausdruckskraft des Körpers.

Bonner Stadtanzeiger ·
Bad Godesberg ·
01.12.2013

Bei einem Stroboskop handelt es sich um ein Gerät, das Lichtblitze in sehr regelmäßigen zeitlichen Abständen abgibt, wodurch bei dunkler Umgebung Bewegungen abgehackt als eine Abfolge von stehenden Bildern erscheinen, heißt es bei Wikipedia. Auf Englisch ‚Stroboscope‚ nennt nun die polnische Künstlerin Beata Obst ihre neue Werkgruppe, die in den Räumen der Agentur ‚prds.rocks‚ zu sehen ist.

Verlangsamen, beschleunigen, die Zeit auflösen, anhalten – auch das ist für die Künstlerin der Stroboskopeffekt: überlagerte Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln darzustellen. Dabei experimentiert Beata Obst auch mit Neonfarben, die, mit Schwarzlicht beleuchtet, einen ganz anderen Blickwinkel ergeben.

In der Interaktion und dem ungezwungenen Umgang mit Linien, Farben und Vervielfachung erforscht Beata Obst auch das Malerische und überrascht den Zuschauer. Sie gibt den Blick frei auf Gedanken und Emotionen. „Für mein Video habe ich einen Filter benutzt, der sich ständig wiederholt. Das hat mich fasziniert, deshalb habe ich daraus eine ganze Serie von Bildern gemacht“, sagt die Künstlerin.

Im Fokus ihrer Arbeiten steht die Ausdruckskraft des menschlichen Körpers: schwebend im Raum, isoliert, verletzlich, der Betrachtung ausgesetzt – Beata Obst macht sichtbar, was oftmals verborgen bleibt und verborgen bleiben will.

Dazu gehören auch Selbstporträts, wobei auf diesen Bildern allerdings keine Gesichter zu erkennen sind. „Aber ich porträtiere auch gerne“, sagt Obst, die seit 1958 in Deutschland lebt und in Köln arbeitet. So zum Beispiel auf Bildern, wo sie eigene Schüler dargestellt hat, und zwar in popartigen Neonfarben.

„Gerade hier im oberen Stockwerk des Hauses entwickeln diese Bilder sehr viel Präsenz“, freut sich Agenturchef Ingo Fischer. „Anders als in einer normalen Galerie sind die Bilder hier in Situationen eingebunden“, sagt er. „Beata Obst hält diesen einzigartigen, kostbaren Moment fest und zeigt uns das Wesentliche, was bleibt – Sehnsucht, desire.“

Michael Wenzel