Der Betrachter bleibt im Unklaren

Werke der Künstlerin Beata Obst lassen bewusst viele Fragen offen

Rundschau ·
Ehrenfeld ·
16.06.2016

Es gibt Künstler, die liebend gern Auskunft geben über ihr Werk und ihre Intentionen. Man muss sie nur fragen und schon sprudeln die Interpretationsangebote aus ihnen heraus. Gern besprechen sie die Absichten und die Bedeutung eines jeden Pinselstrichs, den sie auf der Leinwand hinterlassen haben und genießen es, ihr Werk sowohl stilistisch wie inhaltlich in Zusammenhänge zu stellen.

Beata Obst gehört nicht dazu. Die in Polen geborene, in Köln arbeitende und bis zum 8. Juli in der Galerie des Ehrenfelder Bezirksrathauses ausstellende Künstlerin mag es, die Mysterien offen und den Betrachter im Unklaren zu lassen. Da schien es ihr zur Vernissage allem Lächeln zum Trotz fast ein wenig unangenehm zu sein, als Laudator Dieter Wolf vom Kunstverein Kultur Köln 30 ihr Werk von der analytischen Seite beleuchtete, ihre Kunst als Auseinandersetzung mit verzerrter Selbstwahrnehmung interpretierte und ihre Techniken mit jenen Gerhard Richters verglich.

„Der Betrachter“, so Obst, „soll sich selbst auf die Bilder einlassen und herausfinden, was sie ihm sagen. Wenn er sich bei so manchem Bild über ein Detail wundert, dann kann er diese Leerstelle gern selbst füllen. Natürlich kann man mit einer Frage an mich herantreten, doch das heißt nicht, dass ich eine Antwort darauf habe.“ So wird dem Besucher Mut zur eigenen Meinung zugetraut und abverlangt. Soll er allein seine Schlüsse ziehen aus den Oberflächen, die hier durchaus in die Kerbe plakativer Schönheit schlagen, jedoch stets einen vergifteten Glanz innehaben, der ein böse raunendes Fragezeichen hinter jede vermeintliche Schönheit setzt.

Was mag es auf sich haben mit den toxisch leuchtenden Neonfarben, die hier ins Bild integriert sind? Wieso sind die schönen Gesichter, die im Zentrum ihrer Bilder stehen, manchmal im Stil einer fehlerhaften Doppelbelichtung abgebildet, was beim Betrachter leichten Schwindel auslöst? Obst will die Fragen offenlassen und es ist gerade diese Verschlossenheit, die ihre Werke nachwirken lässt. 

Robert Cherkowski