Beata Obst: Wahnsinnige Maschinengewehre

Die von einem Künstler ausgesuchten Farben sind oft der erste Schritt zum Zugang seines Werks. Beata Obst arbeitet vor allem mit Silber und Rot.

Aachener Nachrichten ·
Jakobwüllesheim ·
07.10.2003

Was könnte Gegensätzlicher sein? Die Farbwahl sorgt für existentielle Provokationen: Menschen sehen durch das metallische Silber wie Maschinen aus, jederzeit steuerbar. Gleichzeitig sind einzelne Körperteile blutrot. Die Körper besitzen bei aller Befremdlichkeit eine gewisse Ästhetik.

Einige wirken etwas klobig, als wären sie aus Lehm oder Schlamm geformt. Denkt man an die biblische Schöpfungsgeschichte, kollidiert das mit dem Maschinenähnlichen. Da bleibt dem Betrachter viel Raum zum Nachdenken.

Denkanstöße zu Beata Obsts Ausstellung ‚Daseins Objekt”‘ im Kulturzentrum Haus Jakobholz lieferte der Dürener Architekt Professor Wolfgang Meisenheimer, der ihre Kunst seit längerem begleitet: ‚Der Körper wird im Zeitalter der Digitalisierung immer schwächer. Gleichzeitig sucht der Mensch oft sogar krampfhaft nach dem Idealkörper.‘

Aus diesem Gegensatz erwachse bei der Kunst von Beata Obst die Gegenüberstellung von etwas ‚leichtsinnig Positiven‘ und ‚bewaffneten Körpern‘, die in ihrer Ohnmacht bemitleidenswert seien.

Um seine These zu unterstreichen, wies er auf die Leinwände hin, auf denen weibliche Brüste gezeigt werden, ‚die wahnsinnige Maschinengewehre sind‘. Als Architekt kam er dann nicht umhin, die malerische Technik im Raum kurz zu analysieren.

Alexander Kohnen

[Wikipedia] Professor Wolfgang Meisenheimer, als Sohn des Rektors Josef Meisenheimer geboren, machte 1952 das Abitur am Naturwissenschaftlichen Gymnasium Düren. Von 1952 bis 1958 studierte er an der RWTH Aachen. Nach dem Diplom war er von 1959 bis 1961 Mitarbeiter von Hans Schwippert, bei dem er 1964 mit der Dissertation ‚Der Raum der Architektur, Strukturen, Gestalten, Begriffe‘ zum Doktor-Ingenieur promovierte. Seitdem ist er selbständiger Architekt in Düren.

Von 1978 bis 1998 war er Professor an der Fachhochschule Düsseldorf für das Lehrgebiet Grundlagen des Entwerfens. Dort war er auch neun Jahre Dekan des Fachbereiches Architektur. Meisenheimer war Gründer der Zeitschrift ad und zehn Jahre Mitherausgeber der Zeitschrift Daidalos.

Er fertigte wissenschaftliche Arbeiten zu Grundphänomenen der Architektur (insbesondere Raum- und Zeit-Strukturen). Hierzu hält er regelmäßig Seminare ab.